MdB in der Liebfrauenschule

Spannende Hintergründe aus dem Berliner Politik-Betrieb
Henrichmann in Liebfrauenschule: Infos zum Bundestag statt zur Club-Szene
Das erste Vorurteil räumte der Bundestagsabgeordnete Marc Henrichmann direkt zu Beginn ab: Dass viele Stühle im Parlament häufig leer blieben, liege nicht am mangelnden Fleiß der Abgeordneten, erklärte der CDU-Politiker den Schülerinnen und Schülern der Liebfrauenschule in Nottuln. Vielmehr sei es viel effizienter, wenn nicht jeder Abgeordnete jede Debatte verfolge, sondern sich in einem arbeitsteiligen Parlament um sein Fachgebiet kümmere.
Die aktuell neunte Jahrgangsstufe plant nach den Sommerferien eine Fahrt nach Berlin. Wie Politik in der Hauptstadt funktioniert, dazu gab Henrichmann Einblicke aus erster Hand. Dabei ging er auch auf den oft kritisierten Lobbyismus ein. „Der Umweltverband ist genauso ein Lobbyist wie ein Wirtschaftsvertreter“, ordnete Henrichmann ein. Wichtig sei es, mit allen zu reden, um gute Entscheidungen für die Bürgerinnen und Bürger zu treffen.
Viele Fragen hatten die Schülerinnen und Schüler im Vorfeld eingereicht, weitere kamen spontan in der Diskussion dazu. Zum Beispiel, ob er denn vor einer Rede im Plenum nervös sei und wie er zur Politik gekommen sei. Um Klimawandel ging es ebenso wie um Russlands Krieg in der Ukraine, Flüchtlinge und Zuwanderung, die Bundeswehr, ein Tempolimit auf Autobahnen oder die Legalisierung von Cannabis.
Als „krasse soziale Frage“ bezeichnete Henrichmann die steigenden Energie- und Spritpreise. Gerade Pendlern auf dem Land, die täglich mit ihrem Auto viele Kilometer zur Arbeit fahren müssten, gehe das an die Existenz. „Der Benzinrabatt ist krachend gescheitert“, kritisierte er. Der Politiker hielt es für gefährlich, „wenn Politik glaubt, alles besser zu wissen“. Jüngstes Beispiel sei das geplante Verbot des Verbrennungsmotors. „Wenn wir jetzt alle elektrisch fahren, woher kommt der Strom?“ Der Beschluss der EU verhindere die Forschung an synthetischen Kraftstoffen, „mit denen wir uns und dem Klima einen viel größeren Gefallen tun würden“.
Eine bestimmte Frage stellte eine Schülerin vermutlich schon mit Blick auf die Berlin-Tour im August. Welche Clubs er dort denn gerne besuche, wollte sie wissen. Hier allerdings konnte Henrichmann keine Tipps geben. Lange parlamentarische Abende und frühe Ausschuss- und Arbeitsgruppensitzungen am Morgen ließen für die lebendige Club-Szene der Hauptstadt eher keine Zeit.
Text und Foto: Büro Marc Henrichmann