Rollende Waldschule

Von „Nottoiletten“ und „kleinen Vampiren“
Der Anhänger der Kreisjägerschaft Coesfeld auf dem Schulhof – das ist ein sicheres Indiz dafür, dass die „Rollende Waldschule“ in der Liebfrauenschule Nottuln zu Gast ist. So auch in diesem Jahr. Dutzende Tierpräparate hatte Maria Weckendorf im Gepäck und selbstverständlich halfen ihr die Schülerinnen und Schüler beim Ein- und Auspacken.
Die Jägerin besuchte nun die beiden fünften Klassen der Sekundarschule. Berührungsängste gab es nicht, man kannte sich bereits aus der Grundschul- oder sogar Kindergartenzeit. Anknüpfend an den Unterricht im Fach Naturwissenschaften erklärte die zertifizierte Natur- und Landschaftsführerin die Besonderheiten der heimischen Tiere im Winter.
Wo leben heimische Wildtiere?, so lautete die einleitende Frage. Zur Überraschung der Klasse 5a leben diese nicht nur im Wald, sondern überall im Umfeld der Kinder. Im eigenen Garten, in der Luft, unter der Erde, im Feld und in Gewässern.
Einen Schwerpunkt setzte Maria Weckendorf auf die Familie der Marder. Der Dachs, das größte und schwerste Tierpräparat, stand stellvertretend für Tiere, die Winterruhe in unterirdischen Höhlen halten. Im Herbst frisst sich der Dachs eine dicke Fettschicht an, Schnecken, Würmer und Kaninchen gehören zu seiner Nahrung, aber Fallobst wie Pflaumen, das ist seine Leibspeise. Für den Fall, dass der Dachs im Winter aufwacht, hat er eine mit Farn und Moos gepolsterte Nottoilette angelegt. Diese wird im Frühjahr ordentlich geputzt, der Dachs ist also „ein sehr sauberes Tier“, so die Naturliebhaberin. Bei Nachtwanderungen empfiehlt Maria Weckendorf, einen Stock mitzuführen. Bei einer Begegnung mit dem nachtaktiven Tier – man erkennt es an dem weißen Streifen auf dem Kopf - könne der Dachs mit seinem Raubtiergebiss in den Stock beißen und der Mensch bleibe verschont.
Aus der Familie der Marder ging Maria Weckendorf auch auf das Hermelin, den Iltis und den Steinmarder ein. Letzterer ist ein gefürchteter Gast auf Dachböden, das wusste auch ein Schüler zu berichten, der die nächtlichen Geräusche über seinem Zimmer hörte, bis man das Tier vertrieben hatte. Wie alle Marder frisst der Steinmarder sehr gerne Vogeleier. Da diese aber nur im Frühjahr zu finden sind, verlegt er sich im Winter unter anderen darauf, in Ställen wie ein „kleiner Vampir“ Hühner zu beißen und ihr Blut auszusaugen.
Auch über riesengroße Ratten, die Nutrias, Eulen und Rehe wusste Maria Weckendorf Wissenswertes zu berichten. Zum Schluss der zweistündigen Veranstaltung stellte die begleitende Lehrerin Esther Cantama (Foto hintere Reihe, 2. von rechts) fest: „Die Schülerinnen und Schüler waren mit Begeisterung bei der Sache und Frau Weckendorf lässt das Vorwissen der Kinder umgehend in ihre Erklärungen einfließen. Eine nachhaltige Sache im Sinne des Naturschutzes!“
Text und Fotos: Daniela Smolka