10b besucht Synagoge

Schüler und Schülerinnen der 10b beim Besuch der Synagoge Foto: D. Smolka
Schüler und Schülerinnen der 10b beim Besuch der Synagoge Foto: D. Smolka

Eine Exkursion im Rahmen des Religionsunterrichtes führte die Klasse 10b der Liebfrauenschule in die Synagoge nach Münster. Unter der Leitung von Margarita Voloj konnten dabei Kenntnisse aus dem Unterricht anschaulich vertieft und erweitert werden.
Die ehemalige Lehrerin berichtete aus ihrem Leben, erläuterte verschiedene Gedenktafeln im Vorraum der Synagoge, führte die Schüler in den Betraum und erklärte dort nicht nur die Architektur des Gotteshauses, sondern auch Besonderheiten des jüdischen Gottesdienstes und des jüdischen Gemeindealltags.

Als Mitglied der Jüdischen Gemeinde Münster erzählte Margarita Voloj unter den staunenden Blicken der Schüler, wie den Familien ihres Vaters und ihres Großvaters unter schwierigen Umständen 1937 die Flucht vor den Nationalsozialisten nach Kolumbien gelang. Dort wurde Margarita Voloj geboren. Im Jahr 1954 entschied sich die Familie zur Rückkehr nach Münster, Margarita Voloj fühlte sich allerdings als Exot, sprach sie doch nur spanisch, aber kein Deutsch, denn die Sprache der „Bösen“ hatte sie zunächst nicht gelernt.
In den 1960er Jahren engagierte sie sich dann in der wieder erstarkenden Jüdischen Gemeinde in Münster und erlebte den Wiederaufbau der Synagoge. Margarita Voloj berichtete den Schülern, dass die Vorgängersynagoge in der Reichsprogromnacht 1938 von den Nationalsozialisten angezündet und bis auf die Grundmauern abgebrannt war, die Gemeinde darüber hinaus aber den Schutt auf eigene Kosten entsorgen musste.

Im Gebetsraum erläuterte Margarita Voloj in aller Ausführlichkeit die Besonderheiten der Bar Mitzwa, dem jüdischen Brauch, mit dem Jungen im Alter von 13 Jahren als vollwertiges Mitglied in die Gemeinde aufgenommen werden. In diesem Zusammenhang spielt auch das Vorsingen eines Teils aus der Thora eine große Rolle. Die Thora - die hebräische Bibel - umfasst die fünf Bücher Mose mit insgesamt 613 Vorschriften, die das jüdische Leben prägen. Die Texte werden in der Regel auf Tierleder von Hand geschrieben, auf zwei Stäben aufgezogen und eingerollt. Diese Thorarollen sind ein wahrer Schatz, darf sich der Schreiber doch nicht ein einziges Mal bei der Abschrift verschreiben. Margarita Voloj präsentierte die wertvollen Thorarollen der Gemeinde, die mit prachtvollen Hüllen geschützt sind und nicht mit bloßen Händen angefasst werden dürfen. Sie dürfen auch nicht herunterfallen, denn dann sind die Thorarollen nicht mehr koscher, d. h. sie sind nicht mehr für den Gottesdienst geeignet.
Margarita Voloj erläuterte in ihrem kurzweiligen Vortrag noch viele andere Dinge, die den mehrheitlich christlichen Schülern eher fremd oder unbekannt sind.

Zum Abschluss erlebten die Schüler noch eine Überraschung, denn in der Synagoge befindet sich auch ein Fitnessraum mit zahlreichen Sportgeräten. Man trifft sich in der Jüdischen Gemeinde eben nicht nur zum Gottesdienst, sondern auch zum gemeinsamen Sporttreiben, zum gemütlichen Beisammensein oder einer guten Mahlzeit.
Zum Dank erhielt Margarita Voloj für ihr ehrenamtliches Engagement von den begleitenden Lehrerinnen Christiane Gutbier und Daniela Smolka ein Exemplar des traditionellen Adventskalenders der Liebfrauenschule.

Text: Daniela Smolka