Zu Besuch bei Bauer Büssing
„Kühe wie aus der Werbung“
Über Langeweile kann Verena Büssing sich in ihrem Leben nicht beklagen. Normalerweise bewirtschaftet sie mit Ehemann Stephan von morgens fünf bis abends um zehn Uhr ihren landwirtschaftlichen Betrieb in der Hovestadt und kümmert sich um die drei gemeinsamen Kinder im Kindergarten- bzw. Grundschulalter. In dieser Woche hat sie außerdem an drei Vormittagen die sechsten Klassen der Liebfrauenschule über ihren Hof geführt, zuletzt die Klasse 6b in Begleitung ihrer Klassenlehrerin Esther Cantama und Fachlehrerin Daniela Smolka.
Im Rahmen des Unterrichts im Fach Gesellschaftslehre wurde die Exkursion zum Thema „Versorgung durch Landwirtschaft“ vorbereitet. Welche Erzeugnisse werden wo in Deutschland hergestellt? Welchen Einfluss haben unterschiedliche Böden, Temperaturen, Niederschläge und die Sonneneinstrahlung? Welche Veränderungen gibt es in der Landwirtschaft? Diese und andere Fragen wurden vorab geklärt.
Auf dem Hof von Verena Büssing konnten die Schülerinnen und Schüler nun aus erster Hand erfahren, wie ein auf Milchwirtschaft spezialisierter Betrieb funktioniert. Die Landwirtin führte die Klassen in die verschiedenen Ställe, beginnend mit dem Bullenstall, wo der Zuchtbulle „Henry“ bei den Rindern für Nachwuchs sorgen muss. Auf den ersten Blick wirkt das Tier zwar sehr verschmust, aber mit einem Lebendgewicht von 900 kg benötigt es 40 kg Futter und 80 bis 100 Liter Wasser täglich. Schüler Jan begeistert sich für ein schwarz-buntes Rind: „Das sieht aus wie aus der Werbung“ und Schüler Linus ergänzt, wie die „Milka-Kuh“, auch wenn es nicht lila ist. Im „Kinderzimmer“ stehen die Kälbchen von Geburt an bis zum Alter von ca. acht Wochen. Hier geht es recht munter zu. Verena Büssing erklärt, dass jedes Kälbchen morgens und abends jeweils fünf Liter Milch bekomme. Viele Schülerinnen und Schüler lieben es, die „Babykühe“ zu streicheln. Im „Trockenstall“, wo die trächtigen Kühe auf die Geburt ihrer Kälber warten, ist die Atmosphäre deutlich ruhiger. Im Boxenlaufstall stehen um die 50 Milchkühe, der Melkroboter ist das Highlight. In nur sieben Minuten geht der vollautomatische Melkvorgang vonstatten. Jede Kuh entscheidet selbst, wann sie gemolken werden möchte. Der Roboter erlaubt es ihr bis zu dreimal täglich und als Belohnung gibt es eine Portion Kraftfutter, die „richtig lecker ist“, so die Landwirtin mit Meisterbrief.
Zum Schluss ging es noch zur Biogasanlage. Hier werden Gülle, Mist und Mais zu Biogas vergoren. Das wiederum treibt einen Motor an, der jährlich drei Millionen Kilowattstunden Strom herstellt, der ungefähr 2000 Haushalte versorgt. Mit den organischen Gärresten werden dann die Felder und Äcker des 125 Hektar großen Betriebes gedüngt. „Ein Kreislauf entsteht“, so Schüler Marco.
Für Lehrerin Daniela Smolka ist die Exkursion ein großer Erfolg: „Für einige Schülerinnen und Schüler war dies der erste Besuch eines landwirtschaftlichen Betriebes. Für andere, die selbst vom Hof stammen, ist der Unterrichtsgang ein Blick über den Tellerrand. Und alle profitieren davon zu sehen, wo unsere Lebensmittel hergestellt werden.“
Die Sekundarschule dankt Verena Büssing für ihre fachkundigen Erläuterungen und die Bereitschaft, ihren Betrieb als außerschulischen Lernort zu öffnen. Und die Lehrkräfte freuen sich auf ein Wiedersehen in den kommenden Jahren mit weiteren Klassen.
Text und Fotos: Daniela Smolka